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Pawlow vs. Potemkin

Von Pawlowschen Reflexen und Potemkinschen Dörfern: Wie aus den Häusern Mariahilfer Straße 166 & 168 eine Stadtoase wird.

Im Jahr 1904 erhielt Iwan Petrowitsch Pawlow für seine Experimente den Nobelpreis für Medizin. Sein bekanntestes ist wohl jenes mit dem nach ihm benannten Hund: Lässt man jedes Mal eine Glocke klingeln, wenn der Hund sein Futter bekommt, setzt der Speichelfluss nach einiger Zeit automatisch ein, wenn das Klingeln zu hören ist. Dieser Pawlowsche Reflex, eine klassische Konditionierung, ist auch beim Menschen in Experimenten nachweisbar und im Alltag zu beobachten.

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Akustische, olfaktorische oder optische Reize lösen eine klare Erwartungshaltung aus. Etwa eine historische Häuserfassade. Viele Menschen – Passanten ebenso wie Touristen und Flaneure – erwarten dahinter beinahe reflexartig Steintreppen, opulenten Stuck, Messingbeschläge, Zimmerfluchten mit hohen Räumen, Salons mit Flügeltüren, Kristalllustern und knarzenden Fischgrät-Böden unter schweren Teppichen. Liebevoll renoviert und modernen Ansprüchen angepasst, sind diese Häuser wahre Juwele mit unerreichter Wohnqualität. Wer unseren Kremplhof in Leoben, die Schmuckstücke in der Wiener Hadikgasse und in der Herbststraße oder unser neues Projekt in der Premlechnergasse kennt, sieht diese Erwartungshaltung bestätigt.

Zwei Russen erklären
Schein und Sein...

Bei Pawlows Hund setzt der Speichelfluss aber auch ein, wenn kein Futter das Glockengeläut begleitet. Erfüllt ein Haus jene Erwartungshaltung, welche die Fassade weckt, nicht, fühlen wir uns an einen zweiten russischen Landsmann erinnert: An Feldmarschall Gregor Alexandrowitsch Potemkin. Die nach ihm benannten Potemkin’schen Dörfer sollten Zarin Katharina der Großen mit reinen Kulissen neu entstandene, wohlhabende Siedlungen am Land vorgetäuscht haben. Obwohl das historisch nicht haltbar ist, stehen sie als Synonym für die Vorspiegelung falscher Tatsachen. Laut Wikipedia dienen Potemkin’sche Dörfer als Bezeichnung für „gut „aussehende“ Objekte, „die einen tatsächlich schlechten Zustand verbergen: Sie wirken ausgearbeitet und beeindruckend, doch fehlt es ihnen an Substanz“.

Wären die Häuser Autos

Die beiden von uns gekauften Häuser an der Mariahilfer Straße 166 & 168 fallen in diese Kategorie. Schon die Fassadenelemente sind nachträglich angebrachtes Dekor und nicht biedermeierliches Original. Toiletten am Gang, fehlende Badezimmer, Küchen ohne Vorraum, dafür aber mit Dusche, veraltete Erdöl-Heizungen, ein versiegelter Innenhof, Schimmel an vielen Wänden, feuchte Keller. Historisch sind insbesondere die Elektro- und Wasserinstallationen. Von einem Lift oder Barrierefreiheit keine Rede. „Substandard“ ist jenes Attribut, das man vielen Wohnungen attestieren muss. In diesen Häusern zu wohnen, war längst nicht mehr lebenswert. Das sagen nicht wir, das sagen die Mieter. Wären die Häuser Autos, wären sie ein Totalschaden. Die Kosten für die Reparatur übersteigen den Gesamtwert.

Trügerisches Dekor weicht...

Trotzdem haben wir die beiden Häuser gekauft. Wurden wir getäuscht? Nein, keineswegs. Haben wir uns selbst getäuscht? Nein, auch das nicht. Uns war von Anfang an bewusst, dass die Substanz und Wohnqualität der beiden Häuser äußerst fragwürdig ist. Deshalb haben wir in zwei Szenarien geplant. Eines war von der Hoffnung getragen, ein Juwel wie die oben genannten entstehen lassen zu können. Das war 2015/16. Zwei Jahre später nahmen wir ein zweites Szenario in Angriff, das einen kompletten Neustart vorsieht. Dass wir überstürzt gehandelt hätten, kann man uns also kaum vorwerfen. Seither ist viel passiert. Das alles Revue passieren zu lassen, sprengt diesen Rahmen, lässt sich aber chronologisch geordnet nachlesen.

...Wohnqualität kommt

Wir realisieren also einen Neubau. Was diesem fehlen wird, sind die Fassaden, die möglicherweise einige vermissen werden. So wie auch wir. Dafür verschwinden aber auch feuchte Keller, Schimmel, Klos am Gang und insgesamt unwürdige Wohnverhältnisse.

Was mit der Wiener Stadtoase kommt, sind helle, moderne Wohnungen auf höchstem technischen Standard in unterschiedlichen Größen, Etagenlifte, unterirdische PKW-Stellplätze, trockene Einlagerungs-, Kinderwägen- und Müllräume, Fahrrad-Stellplätze, ein Jugendspielraum, Freiflächen, ein Spielplatz für Kinder im intensiv begrünten Innenhof und natürlich Barrierefreiheit überall. Geschäftszonen im Erdgeschoß sichern die Nahversorgung. Wie sich der Unterschied anfühlt, können jene Mieter erzählen, die aus den Häusern Mariahilfer Straße 166 & 168 in bereits realisierte AVORIS-Häuser übersiedelt sind.

Was weiterhin bleibt, ist unsere Gesprächsbereitschaft mit allen Menschen, die eine Meinung zum Projekt haben und damit gehört werden wollen.